Bildstock Voss Belleken
Ottenstein, Hörsteloe, ca. 150 m nördlich Gehöft Hörsteloe 12
Auf einem Backsteinsockel erhebt sich auf einer teilweise beschädigten profilierten Deckplatte der Bildstein. Das Kleindenkmal ist oben halbrund abgeschlossen und wird von einem von zwei eingedrehten Voluten begleiteten Pinienzapfen mit einem Kreuz und zwei gekreuzten Lanzen bekrönt.
Auf der nach Osten gewandten Seite ist über der Inschrift „S(ANCTVS) JOSEPHUS“ der rechts und links von je zwei brennenden Kerzen flankierte Nährvater Jesu zu sehen. Während der den rechten Arm ausstreckt, hält er in der linken Hand einen Lilienzweig und ein Buch. Darauf steht das Jesuskind, das ihm in den Bart greift. Diese Darstellung auf einem Bildstock ist im Bistum Münster keine Besonderheit.
Ungewöhnlich ist dagegen die andere Seite. Sie zeigt das Brustbild der gekrönten Mutter Gottes mit einem sternenbesäten Schleier. Vor ihr steht das mit einem Heiligenschein versehene Jesuskind.
Auf dem Bild sind folgende Inschriften in lateinischer, italienischer und deutscher Sprache vorhanden:
„IN GREMO MATRIS SEDET SAPIENDA PATRIS“
-Im Schoße Mutter thront die Weisheit des Vaters-
„RITRATO DELL IMAGE MADONNA DE RE IN VALLEDIV(AE)GEZO C(D)“
Unterhalb des Bildes ist die eigentliche Stifterinschrift eingemeißelt:
„DIE WARRE ABBILDUNG DES MIRACLLOS MUTTER GOTTES BILT ZU KLATTAW IN BOIEIMB SO ANNO 1685 DEN 8 IVLY BLVTH GESCHWITZET HAT ALHIER VON DEN EHELEUTEN VON NAMEN UNDT KERSSENBROCK DEN 12 SEPTEMBRIS 1697 GESETZT“
Die beiden Inschriften scheinen einen Widerspruch zu enthalten, denn nach der deutschen Beschriftung handelt es sich ja um die wahre Abbildung des wunderbaren Muttergottesbildes zu Klattau in Böhmen, während die darüber stehende italienische Inschrift besagt, dass es sich um eine Darstellung des wundertätigen Madonnenbildes von Re in Valle di Vegezzo, also offensichtlich um ein italienisches Marienbild handelt.
Die Erklärung ist folgende: Zu Re in Valle di Vegezzo wurde seit 1494 ein wundertätiges blutendes Marienbild verehrt. Eine Kopie dieses Bildes kam im 17. Jahrhundert nach Klattau in Südböhmen. Diese blutete am 8. Juli 1685 vor vielen Zeugen ebenfalls.
Bei dem Marienbild auf diesem Bildstock handelt es sich also um die westfälische Kopie des italienischen Originals. Es wurde laut der Inschrift gestiftet durch die ‚Eheleute von Nahmen und Kerssenbrock. Da ein Gottfried Maximilian Heinrich von Nahmen Offizier einer berittenen Truppe war, ist er wahrscheinlich mit dem von Nahmen identisch, der 1678 als Hauptmann im Dragoner-Regiment Hoetensleben diente. Dieses Regiment war 1685 in der Nähe von Klattau. Möglicherweise hat von Nahmen aus Dankbarkeit für seine glückliche Heimkehr aus dem Krieg und in Erfüllung eines entsprechenden Gelübdes den Bildstock 1697 in seiner münsterländischen Heimat aufstellen lassen.
Eine direkte Beziehung des Bildstocks zu seinem jetzigen Standort in Hörsteloe gibt es eigentlich nicht. Der Bildstock wurde von Hörsteloer Bürger im Jahre 1920 in Ammeloe erworben und in Hörsteloe wieder aufgestellt.
Am Ort des Bildstocks stand jahrzehntelang die Hörsteloer Vogelstange; auf dem Platz am Bildstock wurde das Schützenfest gefeiert.
Der Schützenverein Hörsteloe und der Heimatverein sorgten 1986 für die Restaurierung des Bildstocks. Dabei wurden auch Farbschichten entfernt und die hier beschriebenen Inschriften wieder sichtbar gemacht.